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MSG...
...Modellstudiengang (MSG): Modell oder Mogelpackung?
Als ich mich damals für Aachen beworben habe, waren private Gründe ausschlaggebend, aber der "Modellstudiengang" erschien mir doch auch durchaus reizvoll. Da ich zum ersten Jahrgang gehöre, gab es natürlich auch noch keine "objektiven" Vorinformationen aus Studentenhand, sondern nur die offiziellen Informationsmaterialien des Modellstudienganges selber. So stürtze ich mich vorurteilslos in meine Jahre als "Modellstudiengangs-Versuchskanninchen".
Hier erst ein mal die Fakten zum Modellstudiengang (inzwischen hat sich schon wieder einiges geändert, aber so ist es bei mir abgelaufen):
Zielsetzung:
- Früherer Praxisbezug
- Keine strikte Trennung Vorklinik/Klinik
- Stärkere Interdisziplinarität
- Während des Studiums schon Schwerpunktsetzung
Unterschiede zum Regelstudiengang / Organisation:
- Die ersten beiden Semester sind denen des
Regelstudienganges sehr ähnlich. Allerdings steht zu Beginn
der Einführungsblock mit Erster Hilfe und Hygiene. Neben
den typischen "Vorklinik-Fächern (Physik, Biochemie,
Biologie, Physiologie, etc.), gibt es eine Einführung in die
"Propädeutik der Organsysteme", also einen Überblik über
die Entwicklung, Anatomie und Histologie des menschlichen
Körpers. Man muss scheinfrei sein, um ins 3. Semester
voranschreiten zu dürfen.
- Vom 3. - 7. Semester wird in Organblöcken unterrichtet. Das
heißt zu dem jeweiligen Organsystem werden die
wichtigesten Grundlagen der Anatomie (inkl. Präpkurs),
Pathologie,Histologie, Pharmakologie (u.a.), sowie
klinisches Basiswissen gelehrt. Die Organblöcke sind:
Bewegungsapparat I + II, Herz-Kreislauf, Atmung,
Immunologie, Nervensystem, Dematologie, Psyche, Gastro-
enterologie, Harnorgane, Endokrinologie, Geschlechts-
organe, Wachstum, Altern I + II, Schmerztherapie und
Sinnesorgane.
Pro Semester werden ca. 3 Blöcke gelehrt und nach jedem
Block gibt es eine Prüfung über alle enthaltenen Fächer.
Neben diesen Organblöcken gibt es noch "Querschnitts-
fächer", zum Beispiel Mikrobiologie, Virologie,
Arbeitsmedizin, etc. Diese werden das ganze Semester
über gelehrt und "ganz normal" am Ende des Semesters
geprüft
- Nach dem 6. Semester gibt es eine Art Mischung aus
Physikum und erstem Staatsexamen - die Ärztliche
Basisprüfung (ÄBP). Diese ist unterteilt in einen
schriftlichen Abschnitt (200 MC-Fragen) und einem
sogenannten OSPE-Parcour, bei dem man zu jedem
Organblock eine kurze mündlich - praktische Prüfung
ablegen muss.
- Im 8. oder 9. Semester macht man die klinischen
Blockpraktika.Durch eine Verlängerung des jeweiligen
Semesters (z.B. mein 8. Semester: Anfang April 07 -
Ende August 07), hat man danach ca. ein Semester frei,
um z.B. eine Doktorarbeit zu beginnen. Neben den
Blöcken hat man zusätzlich noch Vorlesungen und macht
am Ende des Semesters die Scheine in den klinischen
Fächern (u.a. Chirurgie, Innere, Gynäkologie, klin. Pharma-
kologie, Anästhesie, Intensivmedizin, Kinderheilkunde,
Psychatrie).
- Im 10. Semester gibt es neben Fächern wie Geschichte und
Ethik der Medizin, Public Health und anderen Fächern aus
dem "Querschnittsbereich" einen Kurs zur Differential-
diagnostik, auch als "Kurs der klinischen Kompetenz"
bekannt. Dabei werden verschiedene Leitsymptome
(z.B. Unterbauchschmerz oder Fieber) von verschiedenen
Fachdisziplinen beleuchtet. Zusätzlich gibt es Seminare
zu den einzelnen Leitsymptomen, in denen Fälle besprochen
werden und nach denen ein Kurztestat erfolgt. Diese
Kurztestate werden dann zu einer Gesamtnote zusammen-
gefasst und irgendwie mit den Scheinen aus dem 8./9.
Semester verechnet. Wie das genau funktioniert, habe ich
noch nicht wirklich herausgefunden.
- Das PJ bleibt wie auch im Regelstudiengang.
- Das "Hammerexamen" wird ganz normal abgelegt.
- Parallel zu seinen Normalen Semesterveranstaltungen, hat
man noch eine Auswahl an Wahlpflichtfächern (z.B.
Medizintechnik, EKG-Kurs, Sportmedizin, u.v.m.) und man
kann im Aixtra-Programm praktische Vertigkeiten erlernen.
Mein Fazit der bisherigen Semester:
Die Ansätze sind nicht schlecht . Aber noch mangelt es an der Routine in der Organisation. Außerdem geht in einigen Fächern (z.B. Pathologie) die Systematik etwas verloren. Die Kliniken tuen sich bei dem Wirrwar aus Alte AO, Neue AO und MSG auch teilweise sehr schwer, sich auf den aktuellen Wissensstand einzustellen. Wir als erstes Semester wissen nie genau was auf uns zu kommt...das ist teilweise sehr anstrengend. Und man musste feststellen, dass der Satz "Wir fragen nur ab was gelehrt wurde" schlichtweg falsch ist. Neben den vielen Vorlesungen und Pflichtveranstaltungen ist das Selbststudium sehr wichtig...auch wenn dazu kaum Zeit bleibt.
Da ich ja nie in den "Genuss" Regelstudiengang gekommen bin, ist ein wirklicher Vergleich nicht möglich...aber ich glaube sagen zu können, dass wir weder wirklich besser noch schlechter sind. Der Aufbau und die Organisation mag unterschiedlich sein, aber die Anforderungen sind ähnlich und viel hängt von der persönlichen Lernbereitschaft ab. Diesen Eindruck unterstützen meine momentanen Erfahrungen im PJ, da nun ja "Modellis" und "Regelstudiengänger" gemischt sind. Auf beiden Seiten gibt es bessere und schlechtere Studenten bzw. Mediziner (jaaaa, das ist ein Unterschied ).
Stand 02.10.08
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